Adeles Ruf

*Post enthält unbeauftragte Werbung*

Manchmal tut es gut, vom eigentlichen Ziel abzuschweifen und den Augenblick zu nehmen, wie er ist. Auch beim Nähen. Mit dem Viskosejersey "Adele" aus der Ladylike-Kollektion von Hamburger Liebe bin ich zum Beispiel neulich von Höcksken auf Stöcksken gekommen: Eigenlich war ein Wickelkleid geplant, aber aus der Situation heraus ("oh mein Gott, ich habe gar nicht genug Stoff eingeplant") dachte ich dann "ach, dann mach' ich halt lieber eine Julika" (Konfetti für die Seele). Und bin letzten Ende sowas von glücklich damit.

Aber dennoch - in meinem Hinterkopf hörte ich Adele immer noch ganz, ganz leise rufen: Wickelkleid, Wickelkleid, Wickelkleid. Ich habe dann irgendwann nachgegeben. Es ging einfach nicht anders... Soweit zum Thema freier Willen. 

Aber tatsächlich hatte ich die meisten Teile ja auch schon zugeschnitten im Schrank. Ein UFO in spe - wer mag das schon? So habe ich dann also schließlich doch noch  die letzten Teile zugeschnitten und losgelegt.

Es sollte übrigens ein Wickelkleid mit Kragen werden. Ein passendes Schnittmuster zu finden, war im Vorfeld gar nicht so einfach gewesen. Bei den meisten Schnitten für Wickelkleider aus dehnbarem Material ist kein Kragen vorgesehen, da der Gürtel in den Ausschnittbund übergeht (oder andersherum?) und ohne Belege gearbeitet wird.

Schließlich bin ich aber auf ein altes Schnittmuster von Vogue gestoßen, das in die richtige Richtung ging (Vogue Nr. 8379). Ich habe das Kleid in der europäischen Größe 38 laut Körpermaßtabelle des Schnittmusters navh Anleitung genäht in der Variante mit den kurzen Ärmeln und stelle jetzt, da ich das hier schreibe und inzwischen schon wieder andere Teile genäht habe, fest, wie sehr die Größenangaben nicht nur bei gekaufter Kleidung, sondern auch bei den Schnittmustern abweichen. Letzlich kann oder sollte man sich immer besser an den Maßen an sich und nicht an den Größen orientieren. 

Die Passform ist gut. Das Wickelkleid sitzt besser als andere, die ich bisher ausprobiert habe.

Windig war's an dem Tag. Aber trotzdem blieb alles Wesentliche an seinem Platz.

Was mir auch gut gefällt, ist die dezente Öffnung für den Gurt, die bei diesem Schnitt nicht groß auffällt.

Wenn das man nicht mehr ladylike als meine vorherige Hose ist...

Was mich ein wenig stört und mir erst bei den Aufnahmen aufgefallen ist, ist der immer wieder rausrutschende Beleg. Es lässt sich auf dem vorherigen Bild erahnen. Ich habe den Beleg entsprechend der Anleitung nur knappkantig abgesteppt, werde ihn aber nochmal mit ein paar Zentimetern Abstand von der Halskante fixieren.

Fazit zum Schnitt: Er gefällt mir sehr gut, ist aber ein regelrechter Stofffresser, jedenfalls wenn man beim Stoffmuster auf die Ausrichtung achten muss oder möchte. Die deutsche Anleitung ist so lala. Stellenweise ist die Übersetzung etwas holprig (Beispiel: "15 mm seam allowances are included" wird als "benutzen sie 1,5 cm Nahtzugaben" übersetzt, was ja auch so verstanden werden könnte, dass man noch Nahtzugaben hinzufügen muss). Der Schnitt kann variiert werden, indem man den Kragen weglässt oder einen Dreiviertelarm mit Ärmelband statt einen kurzen Arm wählt.

Fazit zum Stoff: Picasso soll mal gesagt haben, dass Kunst den Staub des Alltags von der Seele wasche. Ein schönes Bildnis von dem großen BIldermacher. Stoffdesign ist ja auch eine Art Kunst, weshalb ich finde, dass das Zitat hier gut passt. Damit bin ich irgendwie wieder bei meinem abschweifenden Konfetti für die Seele gelandet...

Die hier lümmelten sich während der Aufnahmen auch herum. Nicht ganz so ladylike, aber gut, um die Gedanken abschweifen zu lassen.

Links:

• Schnittmuster Nr. 8379 von Vogue
• blauer Viskose-Jersey „Adele“ von Hamburger Liebe, bezogen über Glücksmarie

Und Verlinktes:

• Sew La La
• Du für Dich am Donnerstag