Was lange währt...

*Post enthält Werbung - das Schnittmuster wurde mir frei zur Verfügung gestellt*

Ein Blazer stand bei mir schon lange auf dem Wunschzettel. Im Dezember hatte ich ihn dann endlich nähen wollen. Einen "Evans Blazer" von hey June Handmade, dessen deutsche Übersetzung bei Näh-Connection in der zweiten Januarhälfte 2020 online gehen sollte (was auch der Fall war). Genug Zeit also bis dahin. 

Aber wie das so ist, die langfristig geplanten Projekte laufen - bei mir - oft nicht so, wie ursprünglich geplant (weshalb ich auch auf gar keinen Fall eine Make-Nine-Liste für 2020 erstellen werde).

Es fing eigentlich gut an. Bei Hello Heidi Fabrics hatte ich einen Gutschein gewonnen, von dem ich mir einen der schönen Lotte Martens-Stoffe kaufen wollte. Was ich auch tat. Das Päckchen wurde versandt. Und versandete. Auf dem Abholzettel des Paketdiensts stand: "Bei Annahmestelle abgegeben". Wie schön - nur dass da gleich so einige im Umfeld in Frage kamen. 

Also habe ich die diversen Kioske und Poststellen abgeklappert und das Päckchen dann schließlich auch gefunden. Jetzt hätte es eigentlich schön weitergehen können. 

Aber kaum war der Stoff - ein handbedruckter Punto di Roma - gewaschen, war ich krank und das zog sich bis ins neue Jahr so hin. Mit kleiner Unterbrechung, in der ich zugeschnitten und dann einen Teil des Stoffes konsequenterweise gleich auch verschnitten habe. Ich hätte es einfach lassen sollen.

Die Zuschnitte hätte ich zu dem Zeitpunkt am liebsten in die Ecke gepfeffert. Aber den schönen Stoff zum Ufo verkommen zu lassen, hätte mir doch irgendwie ziemlich weh getan. Als ich wieder fit war, habe ich mir deshalb dann einen Ruck gegeben und doch angefangen, die ersten Teile zusammenzunähen. Danach hatte ich dann endlich einen Lauf und der Blazer war schneller fertig, als ich überhaupt noch zu hoffen gewagt hatte.

Und was lange währt, wird endlich gut: Herausgekommen ist zum Glück ein schicker wie auch sehr gemütlicher Blazer. 


Der Blazer ist etwa hüftlang und reicht mir an den Armen bis knapp oberhalb der Handgelenke. Er kommt in der Variante A mit einem "klassischen" Revers daher.


Der von mir verwendete Punto di Roma ist ein Paneel. Den roséfarbenen Aufdruck habe ich so gelegt, dass er auf beiden Vorderseiten im unteren Bereich einen schönen Akzent bildet, wie auf den nächsten zwei Bildern besser zu sehen ist.


Ich trage den "Evans Blazer" sehr gerne zur Jeans - hier meine Jeans #sewclassic von Hilli Hiltrud - und einem lässigen Shirt wie diesem Kimonotee von Maria Denmark aus Ringeljersey von Lebenskleidung.


Was mir an dem Schnitt auch so gut gefällt, sind die kleinen Details wie die Verarbeitung des Revers,...


... die Abnäher im Schulterbereich sowie die knappkantig abgesteppten Nähte. [Ich liebe es übrigens, Schwarzes zu fotografieren. Schwarz ist herrlich - entweder sieht man gar nichts, oder viel zu viel. In Natura fallen die vielen, kleinen Fussel zum Glück nicht auf.]


Ich bin heilfroh, dass ich den Blazer letzten Endes doch fertig genäht habe, und denke, dass es auch nicht mein letzter sein wird.

Fazit zum Schnittmuster:
Anleitung: Einen Blazer selbst zu nähen - davor hatte ich schon ein bisschen Respekt. Aber die Anleitung im Original wie auch die deutsche Übersetzung von Annika von Näh-Connection führen so gut hindurch, dass es letztlich kein Problem war, den Evans Blazer zu nähen.
Passform:
Bei amerikanischen Größen nähe ich gewöhnlich in Größe 6. Das geht meist gut, kann aber durch meine im Verhältnis zur Oberweite etwas breiteren Schultern schief gehen. Aufgrund der Kombination mit dem doch recht teuren Stoff bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe Größe 8 genommen. Er passt mit einem ärmeligen Oberteil gut, aber an den Schultern ist doch noch Luft. Im Sommer dürfte er mit einem ärmellosen Top gerne etwas enger sein. Der nächste wird daher eine Nummer kleiner.
Darüber hinaus finde ich die Ärmel für mein persönliches Empfinden etwas zu kurz. Ich mag es, wenn die Ärmel etwas über das Handgelenk hinausgehen - dafür braucht‘s beim nächsten Blazer ein paar Zentimeter mehr.
Variabilität: Das Schnittmuster enthält zwei Varianten, die sich im Revers unterscheiden. Ich habe Variante A mit „klassischem“ Revers genäht. Variante B ist etwas lässiger mit einem wasserfallartigen Revers.
Was ich beim nächsten Mal anders machen würde: Ein anderes Material, etwas längere Ärmel, ungefüttert in Größe 6 oder vielleicht auch eine gefütterte Variante A. Aus weicher fallendem Jacquard kann ich mir auch gut die Variante B vorstellen.

Fazit zum Stoff:
Punto di Roma (auch: Romanit) ist Wirkware aus Viskose, einer Kunstfaser wie Polyester oder Polyamid, sowie Elasthan. Ähnlich wie bei Interlock der Fall, sind zwei Stofflagen miteinander verbunden, so dass das Material zwei rechte Seiten hat. Das ist einerseits sehr bequem beim Zuschneiden, da nicht auf die „richtige“ Seite geachtet werden muss, andererseits mag ich es gerade bei offen getragenen Kleidungsstücken wie Blazern und Cardigans, wenn auch die Innenseite schön aussieht.
Da ich meist nur Stoffe mit geringem Polyester- oder Polyamidanteil verarbeite, fand ich das Material mit 30% Polyamid von der Haptik her gewöhnungsbedürftig, da es sich für mich ein bisschen nach Sportkleidung anfühlt. Für einen Blazer, der im Büroalltag mithalten soll, hat der Punto di Roma aber dank eben diesem Polyamid den Vorteil, dass er nicht besonders viel knittert.

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