Come as you are

*Post enthält unbeauftragte Werbung*

„Come as you are“ sang in den 90ern Kurt Cobain von Nirvana. Und genau so sah er auch aus. Wie ein paar vor und noch viele mehr nach ihm. Eine etwas schmuddelige, aber damals sehr coole Lässigkeit, die sich u.a. Grunge Style nannte und bei der zerrissene Jeans, Chucks oder Doc's sowie Flanellhemden ein Muss waren. 

Waren - wie gesagt. Aber alles kommt wieder - heißt es. Oft trifft es zu. Chucks waren eigentlich nie ganz tot, Doc‘s sind längst wieder in, die Hosen vielleicht nicht ganz so extrem abgerockt und dank „Mending Matters“ geflickt. Auch Flanell ist inzwischen wieder häufiger zu sehen.

Wenn es mein altes, rot-kariertes Holzfällerhemd noch geben würde, so hätte ich es vielleicht wieder hervorgeholt. Vielleicht auch nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Trend mitmachen wollte. Als ich dann aber den "Timber"-Flanell von Hello Heidi Fabrics sah, bin ich doch in die Werbefalle getappt und habe ihn gekauft.

Da der Stoff nun schon mal da war, sollte auch was daraus werden, bevor Flanell wieder für ein paar Jahrzehnte vom Modehimmel verschwinden würde. Als Bruch zu meinem alten Hemd sollte das neue ganz anders aussehen, weshalb ich mich gegen meine erste Idee, eine Cheyenne von hey JUNE zu nähen, entschieden habe. Stattdessen ist es nun eine "Sudley"-Bluse von Megan Nielsen geworden.

Ich habe die Kleid-Variante der "Sudley" als Bluse genäht. Durch das Schößchen ist sie vom Stil her kilometerweit entfernt von meinem alten Holzfällerhemd. Der Flanell macht sie aber genauso bequem.


Der Schnitt ist insgesamt sehr luftig, wie die Fotos im Wind zeigen, so dass ich den eigentlich sehr warmen Flanell vermutlich auch noch gut im Frühling tragen kann. 


Die Vorder- und Rückseite sind abgesehen vom Tropfen- und Rundhalsausschnitt identisch geschnitten, so dass ich die Bluse theoretisch auch anders herum tragen könnte.


"Sudley" kann also mit Flanell auch ganz lässig sein. Vielleicht weniger schmuddelig als früher, vielleicht ein wenig mehr schick. Aber dennoch ganz ich.

Fazit zum Schnittmuster:
Anleitung: Verständlich geschrieben und gut bebildert. Ein paar Sachen habe ich anders gemacht (siehe unter Gehacktes), was aber vor allem daran lag, dass ich die Bluse im Geiste bereits fertig sah und ich mir das Schnittmuster entsprechend zurechtgebogen habe.
Passform: Von dem Brustumfang ausgehend hätte nach der Maßtabelle eine Größe 6 gereicht. Da mein Oberbrustumfang aber etwas größer ist als der Durchschnitt (aka breiteres Kreuz), habe ich in Größe 8 genäht und das war in Verbindung mit dem festeren Flanell auch gut so. Weniger hätte es nicht sein dürfen. Selbst bei fließenderen Stoffen wie Viskose oder Tencel würde ich vermutlich bei der Größe bleiben wollen.
Variabilität: „Sudley“ kann als Bluse oder Kleid, mit drei verschiedenen Armlängen und mehreren Ausschnittvarianten genäht werden. Der Schnitt ist so konstruiert, dass sowohl Vorder- und Rückseite vorne getragen werden.
Gehacktes: ...habe ich diesmal an ein paar Stellen eingebaut. 
  • Eigentlich habe ich nicht die Schnittteile für die Bluse verwendet, sondern die des Kleides mit einer auf Hüfthöhe gekürzten Länge des Rockes.
  • Der Tropfenausschnitt wird eigentlich durch ein doppellagiges Schnittteil abgeschlossen. Ich habe den Flanell nur einlagig verwendet und stattdessen mit Schrägband versäubert.
  • Die Ärmel habe ich auf 3/4-Länge gesetzt und statt einer Kräuselung wie bei der Langarmvariante eine Kellerfalte in Kombination mit einer schmalen Manschette verwendet. 
  • Französische Nähte sind laut Schnittmuster nicht vorgesehen, aber die bereits enthaltene Nahtzugabe von 1,5 cm bot sich dafür so schön an. 

Fazit zum Stoff:
Flanell habe ich das letzte Mal getragen, als das Jahr noch nicht vorneweg von einer 2 angeführt wurde. Es passte in die damalige, meinige Phase, die längst vorbei ist. Aber mache Phasen kommen wieder, viele Moden auch. Bei einigen graust es mir. Über andere freue ich mich. Und bei weiteren weiß ich nicht so recht.
Flanell gehörte bisher zu den letzteren. Bis ich dann - mehr oder minder mit dem Marketing-Zaunpfahl - auf diesen hier gestoßen wurde. Was auch gut war, denn er ist einfach leider geil. Den Heidis ist mit dem roten Timber übrigens nicht nur gelungen, mich wieder zum guten alten Flanell hinzuführen, sondern mir auch noch Violett in meine Garderobe zu mogeln - eine Farbe, die ich eigentlich nicht besonders mag. Dass das Tartanmuster diese Farbe enthält, ist mir tatsächlich erst aufgefallen, als ich im Stoffladen stand und nach passendem Garn suchte.

Ich geh' jetzt mal Holz hacken. Oder vielleicht auch einfach nur ein bisschen Tencel zuschneiden für meine nächste "Sudley"...

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Kommentare

  1. Ich weiß voll was du meinst, ich komm auch noch vom Dorf, da war das Flanellhemd in den Neunzigern irgendwie obligatorisch. Ich hab Ende der Nullerjahre eine Flanellkarobluse genäht, eine Art Babydoll, war gar nicht meine Passform - getragen wurde sie quasi nie. Ich hab sie letztens in meine Upcycling Kiste gepackt mit dem Plan, ein Hemd für meinen Neffen zu nähen. Aber wenn das jetzt wieder in ist (wusste ich noch nicht), fällt mir vielleicht noch ein Refashion Projekt für mich ein ;-) Deine Karobluse ist jedenfalls hübsch, steht dir!

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